Camineo spielt im Mittelalter. Damals unterhielt man sich etwas anders als heute. Was hier so einleuchtend klingt, stellt uns im Roleplay allerdings vor ein ziemliches Problem. Denn wer spricht schon wirklich fließend die Sprache von damals? Wie redeten die Leute überhaupt zu dieser Zeit?
Es würde wenig Sinn machen, wenn man wirklich versuchen würde ein hundertprozent authentisches Sprachverhalten anzuwenden. Einerseits müsste man dazu wohl erst ein Studium in Linguistik absolvieren und des Weiteren hätte man dann noch das Problem, dass man erst recht von niemanden verstanden würde. Man muß folglich nicht wirklich die gleiche Sprache sprechen wie damals. Aber wie vermittelt man dennoch das gewisse Gefühl, als würde man sich in einer anderen Zeit befinden?
Die Kunst eines mittelalterlichen Roleplays liegt weniger in der Sprache an sich als vielmehr in ihrem Umfeld. Die Hintergründe dieser Zeit sind der Schlüssel für das gewisse Feeling. Es macht also durchaus einen Sinn, wenn man sich vor Augen führt, wie die Menschen damals lebten. Wenn man bedenkt, welche Stellung damals die Frauen hatten, dann leuchtet auch ein, wie mit Frauen im Alltag gesprochen wurde. Doch dazu später mehr.
Es geht also gar nicht darum, dass man seine gewohnte Schreibweise völlig verbiegt. Noch viel schlimmer wäre es, mangels ausreichendem Wissen neue Sprachgebilde zu erfinden. Genau so schlimm sind monotone Stereotypen. Phrasen, die immer wieder kommen. Man darf durchaus ein wenig kreativ bei der Verwendung der Sprache sein. Doch auch hier gilt wie bei Allem: nicht zu sehr übertreiben. Man kann auch in seinem Sprachverhalten mittelalterlicher als das Mittelalter werden.

Hier ein paar Hinweise zum damaligen Umfeld und die sich ergebenden Einflüße auf die Sprache:
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Im Mittelalter legte man besonderen Wert auf Rangordnungen und Stände. Das galt nicht nur für höhere Kreise sondern auch in den untersten Schichten. Sogar die Kinder durften ihre eigenen Eltern nicht mit du ansprechen. Noch viel weniger war es erlaubt eine standeshöhere Person ungefragt anzusprechen. Gerade dieser Punkt ist für ein glaubwürdiges Roleplay entscheidend. Wir leben in einer Zeit, in der solche Unterschiede keine tatsächliche Bedeutung mehr haben. Man duzt sich sehr schnell und selbst bei Vorgesetzten ist nur mehr mässig Respekt angesagt. Im Mittelalter wäre solch eine Handhabe nicht sehr bekömmlich gewesen. Man hätte sich mindestens ein paar Tritte eingefangen oder im schlimmeren Fall wäre man sogar zu Tode gekommen. Ein guter Ratschlag also für das Roleplay: je höherrangig die Person gegenüber, desto leiser sollte man sich verhalten. Wird man angesprochen, so antwortet man umgehend und bezeugt in seiner Sprache auch gleich, dass man sich seines eigenen, niedrigeren Standes durchaus bewußt ist.

Ein sehr brauchbares und hilfreiches Mittel für die indirekte Anwendung der Sprache ist das Setzen von sogenannten 'Emotes'. Das bedeutet, dass man nicht wirklich spricht, sondern vielmehr Mimik, Gestik oder Gedanken äußert. Man umgeht damit das Problem, dass man oft aufgrund des eigenen Standes nur wenig bis gar nichts zu sagen hätte. Man deutet eine Körperhaltung an oder verzieht das Gesicht in der einen oder anderen Weise und gibt damit seinem Gegenüber die Option darauf zu reagieren - oder eben nicht. Ausgelöst werden solche Emotes durch die Verwendung des Kürzels /me im Chat.

Beispiel: /me hastet eiligen Schrittes an dem noblen Herren vorbei und deutet eine höfliche Verbeugung an. Mürrisch begutachtet er dabei die teure Kleidung.

Im Chat des Avatars mit dem Beispielnamen Hermann Müller würde dann angezeigt werden:

Hermann Müller hastet eiligen Schrittes an dem noblen Herren vorbei und deutet eine höfliche Verbeugung an. Mürrisch begutachtet er dabei die teure Kleidung.

Der Avatar hat somit seinem Gegenüber eine Option für ein Gespräch geliefert ohne auch nur ein Wort geäußert zu haben. Es liegt nun bei dem noblen Herren, ob er darauf eingeht oder nicht. Er muß jedoch das Verhalten beurteilen - Gedanken lesen kann er nämlich nicht und somit weiß er auch nicht, dass der mürrische Blick seiner Kleidung galt. Dennoch könnte er es erahnen.

Man kann also erkennen, welche Optionen es gibt, eine Konversation in Gang zu bekommen ohne gültige Regeln zu mißachten. Und vor allem, wie man dennoch etwas schreibt ohne in Wirklichkeit auch nur ein Wort gesagt zu haben. Die auf diese Weise aktivierte Person hat nun mehrere Möglichkeiten. Sie kann einerseits das Geschehen völlig ignorieren. Das Chatfenster bleibt somit leer. Oder aber sie reagiert ebenso indirekt darauf. Nennen wir für unser Beispiel unser Gegenüber der Einfachheit halber Bürger Redlich:

Bürger Redlich betrachtet gedankenverloren den Bauer und vermutet Neid in seinem Blick. Instinktiv greift er nach seinem Geldbeutel.

Er könnte jedoch auch direkt mittels Sprache darauf reagieren:

Bürger Redlich: "Hey da, Bauer! Was starrt er mich so hinterlistig an ohne mich zu grüßen?! Mir scheint er führt wohl Übles gegen mich im Schilde?"

In diesem Fall wird der Angesprochene klarerweise gefordert sich zu äußern. Es wäre ein unduldbares Vergehen, würde er einfach ohne Antwort weiter gehen. Obwohl normalerweise aufgezwungene Aktionen ein sogenanntes 'forced roleplay' bedeuten würden (das heißt unser Gegenüber wird nicht die Wahl gelassen etwas zu tun), ist in diesem Fall nur der unterschiedliche Stand der Grund für ein durchaus legitimes Verhalten. Immerhin bleibt dem Bauer die Option sich zu erklären und so der Aggression des Bürgers zu entgehen.

Zusammenfassend kann man somit sagen: Es ist nicht entscheidend, ob man tatsächlich die Sprache identisch wie im Mittelalter verwendet sondern vielmehr wie man seine Sprache verwendet.